Außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten und eine Insel voller Pinguine - Punta Arenas


Eine dreistündige Fahrt entlang der "Ruta al fin del mundo" und schon war ich wieder in der südlichsten Großstadt der Welt, in Punta Arenas.

Ich habe in der Hospedaje Costanera gewohnt und das war mal eine ganz andere Hostelerfahrung. Man lebt mit der Familie in ihrem Haus und fühlt sich auch wie ein Gast, denn die Besitzer sind einfach so hilfsbereit und zuvorkommend. Sie haben für mich einen Flughafentransfer organisiert, zwischendurch immer mal Essen an alle verteilt und mir sogar vor der eigentlich festgelegten Zeit Frühstück gemacht, als ich etwas früher aus dem Haus musste. Das Hostel ist nicht besonders modern, aber man fühlt sich einfach wohl. Ein bisschen als wäre man zu Besuch bei den Großeltern. Auch das Durchschnittsalter ist etwas höher als in anderen Hostels. Ich habe zwar mit vier Studentinnen aus den USA in einem Zimmer gewohnt und abends mit einem Deutschen in meinem Alter Wein getrunken, aber es hat zum Beispiel auch eine 80 jährige Schweizerin in der Hospedaje übernachtet.

Nach meiner Ankunft habe ich mir zuerst den Cementerio Municipal angesehen, denn ich wollte der Frage auf den Grund gehen, warum gerade ein Friedhof als beste Sehenswürdigkeit der Stadt gilt. Dort angekommen bekam ich meine Antwort, denn der Friedhof war überhaupt nicht mit den mir bisher bekannten zu vergleichen. Zuersteinmal ist das Gelände riesig und man findet sogar Straßenschilder, denn die einzelnen Wege haben eigene Namen. Aber noch verblüffender ist die Architektur des Friedhofes. Die meisten Gräber findet man horizontal und vertikal aneinandergereiht in riesigen Steinwänden. Jedes Grab hat außerdem eine Art Schaufenster, in dem man Fotos, Karten und Blumen findet. Die Gräber einiger, wahrscheinlich bekannter oder reicher Personen, hatten sogar eigene Häuser.



Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Plaza de Armas und der Aussichtspunkt Cerro de la Cruz, die ich mir bei einem kleinen Spaziergang durch die Stadt angesehen habe. Auch am Wasser ist es ganz schön, aber auch sehr windig, weshalb froh war, danach wieder mit einer Tasse Tee im warmen Gemeinschaftsraum, oder eher Wohnzimmer, des Hostels zu sitzen. Allgemein war es sehr kalt, aber das kann man sich ja auch denken, wenn man sich so nah an der Antarktis befindet.



Mein Highlight war eine Fahrt zur Isla Magdalena, auch wenn (wie sollte es auch anders sein) wieder einmal nicht nach Plan lief. Die Isla Magdalena ist eine kleine Insel 50 km nördlich von Punta Arenas, auf der eine der größten Pinguinkolonien der Region lebt. Der Ausflug stand schon lange auf meiner Liste und auch wenn man noch nicht so viele Pinguine beobachten kann wie in der Hauptsaison, wollte ich die Tour gerne machen. Die großen Agenturen bieten erst ab November Ausflüge zur Insel an, also kam für mich nur die kleinere (und leider auch teurere) Argentur Solo Expediciones infrage.

Morgens um 6:30 Uhr ging es mit dem Bus zu einem kleinen Hafen, von wo aus wir mit einem kleinen Boot zur Insel gefahren sind. Schon beim Ablegen wurde uns gesagt dass es sehr stürmig sein wird und sich die meisten Pinguine in ihren "Löchern" vor dem Wind schützen werden. Auf der Insel angekommen ging es einen schmalen Weg zu einem kleinen Leuchtturm, vorbei an Pinguinen und Möwen. Wir hatten Glück und konnten doch einige Pinguine sehen, zum Teil sind diese sogar direkt vor uns über den Weg gelaufen.





Der Besuch der Insel war entspannt und schön, doch danach begann ein echtes Abenteuer. Eigentlich war geplant, noch an der Isla Marta, einer kleinen Nachbarinsel und Zuhause einiger Seelöwen, vorbeizufahren. Jedoch hieß es, der Wind sei zu stark. Anfangs waren wir alle etwas enttäuscht und vor allem verständnislos, denn so stark kam uns der Wind gar nicht vor. Nach einigen Minuten auf dem Wasser wurde uns dann aber klar, dass es eine gute Idee war, nicht noch weiter herauszufahren. Die Wellen wurden immer stärker, das Boot wackelte und riesige Wassermengen platschten an die Scheiben. Bald kam sogar Wasser in das geschlossene Boot und man sah, dass die Gesichter der anderen immer bleicher wurden. Mir wurde auch ein wenig übel und zwei Frauen mussten sich sogar übergeben. Das Boot schwankte so sehr, dass wir alle ein bisschen Angst bekamen. Unser Guide versuchte anfangs, uns mit Scherzen ("This boat is also known as yellow submarine") zu beruhigen. Später wiederholte sie nur noch in allen möglichen Sprachen, dass nichts passieren kann.

Für die Rückfahrt brauchten wir doppelt so lange wie für den Hinweg und ich glaube, wir waren alle einfach nur froh, wieder das Festland betreten zu können. Im Bus erfuhren wir dann, dass es lange nicht mehr so stürmisch gewesen wäre wie an dem Tag und dass wir noch Glück hatten, überhaupt Pinguine sehen zu können. Der Ausflug war echt ein Abenteuer und ein Erlebnis, das wir so schnell nicht vergessen werden.

Kommentare

  1. Wenn ich lese, was Du schreibst und wie Du formulierst,
    bin ich - gefühlt - da, wo Du bist.

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