Einfaches Farmleben - Calbuco


Wie bei jedem, der mehrere Monate unterwegs ist, kam bei mir auch langsam die Zeit, in der ich nicht mehr das Bedürfnis hatte, jeden Tag tausend Ausflüge zu unternehmen und sich jede touristische Ecke anzuschauen. Nach meinem Aufenthalt auf der Farm in Panitao habe ich zwei Woche bei einem älteren Ehepaar an einem kleinen versteckten Ort verbracht und einfach nur das Farmleben genossen! Auf eine Empfehlung hin bin ich zu Sergio und Erla, die auf einer kleinen Farm auf der Isla Quihua leben. Die Insel ist über eine Brücke von Calbuco zu erreichen und die Farm liegt ziemlich weit entfernt von anderen Dörfern oder Häusern.  Vor 20 Jahren konnte man nur mit dem Boot zur Insel, es gab weder Strom noch fließendes Wasser. Mittlerweile hat sich das schon geändert, jedoch ist das Leben hier immer noch sehr einfach. Das Ehepaar wohnt mit den Wwoofern in einer Holzhütte, gekocht und geheizt wird auf einem alten Herd (mit Feuer), Gas muss gespart werden und von Wlan ist gar nicht erst die Rede.


Einfaches Leben, kein Internet, sechs Stunden Arbeit am Tag, eine kleine Hütte mitten im Nirgendwo. Am Anfang hatte ich wirklich meine Zweifel und habe mich gefragt, ob ich hier wirklich eine schöne Zeit verbringen werde. Aber jetzt kann ich sagen, dass ich die auf jeden Fall hatte. Und dazu kommt so viel neues Wissen und eine tolle Erfahrung, für die ich echt dankbar bin.

Mein Tagesablauf war folgendermaßen. Um acht Uhr sind Erla, Sergio, zwei Wwoofer aus der Schweiz und ich aufgestanden und haben uns am Frühstückstisch eine von Sergios Erzählungen angehört und dabei genüsslich Erlas selbstgebackenes Brot gegessen (nach über zwei Monaten gabs für mich endlich wieder gutes Brot). Ewigkeiten später ist Sergio dann aufgefallen, dass es langsam mal Zeit zum Arbeiten ist und wir haben drei Stunden lang Kartoffeln gepflanzt, Koriander gepflückt und in Sträuße gebunden, Unkraut gejätet und andere Dinge erledigt. Danach gab es immer sehr leckeres Mittagessen, das Erla lange und aufwendig zubereitet hat, und dazu wieder lange und interessante Gespräche mit Sergio. Nachdem wir alle zusammen den Abwasch gemacht haben, ging es dann wieder ans Arbeiten. Abends sind wir bei gutem Wetter noch zu einem der menschenleeren Strände spaziert (besonders schön bei Sonnenuntergang), bei Regen haben wir Spiele gespielt, haben Musik gemacht oder uns einfach ein bisschen unterhalten. Wir haben noch zu Abend gegessen und sind dann müde ins Bett gefallen.



Der Ort ist einfach wunderschön und ruhig und ich hatte hier auch so tolle Gesellschaft, dass mir nie langweilig war. Im Gegenteil, denn ich war froh, wenn ich mal eine halbe Stunde zum Lesen oder entspannen hatte. Internet hat mir auch gar nicht gefehlt, was ich gar nicht erwartet hatte.

Sergio und Erla sind so nette und hilfsbereite Menschen. Erla hat immer für alle gekocht, Wäsche gewaschen und mich mit Tee und Wärmeflasche verwöhnt, als es mir an einem Tag nicht so gut ging. Sie kennt sich auch echt gut mit alternativen Heilmethoden, Pendeln und ähnlichem aus, was auch echt interessant ist, vor allem wenn man sich (wie ich) noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt hat.

Sergio ist ein bisschen verrückt und aufgedreht. Er hat sich aber wirklich für uns interessiert und uns über uns, unsere Familie, unsere Herkunft, unsere Pläne, eigentlich über alles mögliche ausgefragt. Er weiß wirklich viel über die Welt und hat uns so viel über die Gegend hier, Patagonien, die Mapuche (indigenes Volk Südamerikas), die chilenische Küche und allgemein Chile erzählt. Dazu kamen noch seine lustigen Anektdoten und Geschichten von Wwoofern aus aller Welt, die schon auf der Farm geholfen haben.

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